Mendelssohns „Hochzeits-Marsch“

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Fast jeder kennt den „Hochzeitsmarsch“ von Felix Mendelssohn – auch wenn viele beim Hören nicht wissen, woher dieses Stück kommt. Wie kommt es, dass es heute eines der am häufigsten gespielten Werke klassischer Musik ist?

Mendelssohn komponierte im Jahr 1842, als er gerade 33 Jahre alt war, eine Schauspielmusik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Der „Hochzeitsmarsch“ erklingt darin gegen Ende, während der Hochzeitszeremonie von Theseus und Hippolyta. Mit ihrer lebhaften und triumphalen Melodie fängt Mendelssohns Musik die freudige und feierliche Atmosphäre dieser Szene ein – eine Erleichterung nach den Irrungen und Wirrungen, die in der ersten Hälfte des Schauspiels zu sehen sind.

Die Popularität des „Hochzeitsmarsches“ wuchs im Laufe der Zeit beträchtlich und er wurde aus verschiedenen Gründen zu einem „Hochzeits-Klassiker“: Zu seinen Lebzeiten und auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Mendelssohn ein hoch angesehener Komponist. Er war bekannt für seine melodiöse und ausdrucksstarke Musik, und seine Werke kamen bei Publikum und Kritikern gut an. Er feierte nicht nur in seiner Heimat, sondern besonders auch in England Erfolge – dorthin reiste er insgesamt zehn Mal, führte seine neuen Kompositionen auf und pflegte künstlerische Verbindungen. So war es nicht verwunderlich, dass bei der Hochzeit der ältesten Tochter von Königin Victoria, Kronprinzessin Victoria, mit Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen im Jahr 1858 Musik von Mendelssohn gespielt wurde.

Die Verwendung des „Hochzeitsmarsches“ bei einem so bedeutenden Ereignis machte ein breites Publikum darauf aufmerksam und es gab natürlich einen Nachahmungseffekt. Der erhebende und festliche Charakter des Stücks in Verbindung mit seiner Assoziation mit Liebe und Ehe macht es für Hochzeitszeremonien sehr geeignet: Die Eröffnungsfanfare, die von den Blechbläsern gespielt wird, kündigt den Einzug der Braut an und bereitet die große Prozession vor. Dann folgt ein fröhlicher und feierlicher Marsch, bei dem die Streicher und Holzbläser die Melodielinien tragen.

Im 20. Jahrhundert wuchs die Popularität des Werks noch: mit der Erfindung von Musikaufnahmen wurde die Verwendung einfacher – man braucht kein großes Live-Orchester mehr vor Ort, um die Musik bei Hochzeiten zu spielen! Auch Film und Fernsehen trugen zur anhaltenden Bekanntheit des Werks bei: In der sehr erfolgreichen Sommernachtstraum-Verfilmung von 1935 wird der „Hochzeitsmarsch“ prominent verwendet, in „Vater der Braut“ von 1950, aber auch in bekannten Filmen des 21. Jahrhunderts wie „Wedding Planner“ von 2001 oder „Love Actually“ von 2003.

Die Schauspielmusik zum ‚Sommernachtstraum‘ von Felix Mendelssohn live am 22. Juni 2023 im Konzert: weitere Infos und Karten hier.