20 Jahre Jewish Chamber Orchestra Munich

20 Jahre Jewish Chamber Orchestra Munich

Irgendwann vor langer Zeit im Jahr 2005 versammelte ein junger Münchner Dirigent befreundete Musiker, talentierte Bekannte und Musikstudenten um sich und realisierte im damaligen Theater im Haus der Kunst eine Produktion von Philip Glass‘ Kammeroper The Fall of the House of Usher. Das heutige Jewish Chamber Orchestra Munich war geboren.

Es ist ein mutiges Projekt, das Daniel Grossmann damals anging. Seine Idee: über klassische Musik in unterschiedlichen Formen und Formaten Wissen zur jüdischen Kultur vermitteln. Genau das tut er mit seinem Orchester nun seit 20 Jahren – in Gesprächs- oder Filmkonzerten, bei Opernaufführungen oder in selbst entwickelten Projekten zwischen Theater und Konzert, mit synagogaler Musik bis hin zu Ausflügen in Nachbargenres wie Jazz oder Pop, für (Vor-)Schulkinder oder ein erwachsenes Publikum – das JCOM erzählt Geschichten, in denen die Zuhörer auf unterschiedlichen Arten etwas über das Judentum erfahren können. 

Die ersten Jahre

Dass aus einer Idee ein etabliertes Orchester wird, passiert nicht über Nacht. Und gerade in der gut aufgestellten Münchner Musiklandschaft war es in den Anfangsjahren nicht einfach, ein weiteres professionelles Orchester zu etablieren.

Vielleicht gingen Daniel Grossmann und seine Mutter, die Gründungsdirektorin Dr. Julia Grossmann, damals naiv an ihr Unterfangen heran, aber hatten gerade deshalb Erfolg: Sie fanden in den ersten Jahren eine breite Unterstützer-Basis für ihr Projekt – private Förderer, Fürsprecher, kooperationsbereite Partner bei Kulturinstitutionen in München und außerhalb und schließlich auch in der Politik. Sie konnten mit der Idee eines thematischen Orchesters, das eine neue, neuartige zeitgenössische kulturell jüdische Stimme sein sollte, neugierig machen und überzeugen.

Das Publikum war schneller gewonnen: die Konzerte, die den Spagat zwischen musikalischem Genuss und Informationsgehalt auf unterschiedlichste Weise meisterten, begeisterten die Konzertgänger, die schnell zu Fans des Orcehsters wurden. 

Der ursprüngliche Name des Orchesters, Orchester Jakobsplatz München, spiegelt eine Idee der Gründungszeit wider: in München befand sich damals die Ohel Jakob-Synagoge im Bau und auch das Jüdische Gemeindezentrum am Jakobsplatz stand kurz vor der Eröffnung. Mit dem Orchesternamen wollte man die Verbindung zu diesem neuen Ort für jüdisches Leben und jüdische Kultur in München schaffen. 

Entwicklungen und Veränderungen

Mittlerweile hat sich das JCOM zu einem professionellen Orchester entwickelt: Im Orchesterbüro arbeiten vier Kulturmanagerinnen, ein Dramaturg entwickelt gemeinsam mit Daniel Grossmann Projekte. Durch die immer engere Zusammenarbeit mit den Münchner Kammerspielen hat das JCOM in München einen ‚Heimatspielort‘, an dem wir uns rundum wohl fühlen. Unterschiedliche Projektförderungen ermöglichen größere Projekte, die deutschlandweit und international zu sehen sind. Die Anzahl der Konzerte war in der letzten Spielzeit höher denn je und auch in dieser sind wir viel unterwegs.

Die größte nach außen sichtbare Veränderung war sicher die Umbenennung des Orchesters im Jahr 2018: das Orchester war dem Namen Orchester Jakobsplatz München entwachsen, gerade weil außerhalb Münchens kaum jemand den Begriff ‚Jakobsplatz‘ mit heutiger jüdischer Kultur in Verbindung brachte. Ein neuer Name musste her, der auch das zentrale Thema des Orchesters eindeutiger kommuniziert. Dass die Wahl auf einen englischsprachigen Namen fiel, hatte zwei Gründe: zum einen funktioniert der Name Jewish Chamber Orchestra Munich international. Zum anderen wollte Daniel Grossmann mit dem englischen Begriff Assoziationen wecken, die eher mit der amerikanischen jüdischen Kultur in Verbindung gebracht werden – denn der Begriff ‚jüdisch‘ ist im Deutschen immer auch belastet.

Highlights aus 20 Jahren

Knapp 300 öffentliche Auftritte hat das JCOM mittlerweile absolviert – den Highlights widmen wir demnächst einen eigenen Blogpost.

Fotos aus 20 Jahren JCOM finden Sie in unserem aktuellen Spielzeitheft, dem ‚Heftn‘ - hier zum Download.

Gerne schicken wir es Ihnen das ‚Heftn‘ auch per Post zu, schreiben Sie uns an info@jcom.de.

Musik als Brücke: Die Bedeutung des JCOM

Das Jewish Chamber Orchestra Munich ist weit mehr als ein Orchester. Es versteht sich als zeitgenössische jüdische Stimme, die mit immer neuen Allianzen und Formaten ungewöhnliche Wege geht, um jüdische Gegenwartskultur lebendig und für jeden hör-, erleb- und sichtbar zu machen. 

‚Jüdisch – Heute – Für Alle‘ steht unter unserem Logo. Und unter diesen Schlagworten sehen wir alle JCOM-Projekte: allen Konzerten zugrunde liegt ein jüdisches Thema, ein Aspekt jüdischer Kultur, ein*e jüdische Künstler*in, die wir auf die Bühne bringen wollen. Alle unsere Programme haben etwas mit dem Heute, Hier und Jetzt zu tun. Unsere Konzerte sind Erlebnisse, die zum Nachdenken anregen und über den Konzertsaal hinaus wirken. Und sie sind im doppelten Sinn ‚für alle‘: die JCOM-Musiker*innen kommen aus über 20 Ländern und gehören unterschiedlichsten Religionen (oder auch keiner) an. Wir spielen für ein buntes Publikum. Und: Zu unseren Konzerten müssen Sie nichts mitbringen.

 

Das Jubiläumskonzert: Musik aus fünf Jahrtausenden

Am 15. Mai 2025 findet das Jubiläumskonzert 20 Jahre JCOM im Münchner Cuvilliéstheater statt. Gemeinsam mit zwei langjährigen künstlerischen Partnern, der Sopranistin Talia Or und dem Geiger Tassilo Probst, präsentieren wir ein Reise durch die jüdische Musikgeschichte. Werke u.a. von Max Bruch, Felix Mendelssohn, Jacques Offenbach, Ilse Weber, Kurt Weill, Mieczyslaw Weinberg und Paul Ben-Haim stehen auf dem Programm.

Feiern Sie mit uns: Karten und weitere Informationen zum Jubiläumskonzert finden Sie hier.

Ein Dank an alle Unterstützer

Das Jewish Chamber Orchestra München wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Menschen und Institutionen nicht das, was es heute ist. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Musikerinnen und Musikern, dem Publikum, den Förderern und Partnern, die das Orchester auf seinem Weg begleitet haben. Dieses Jubiläum ist auch ihr Erfolg!

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