Der tschechische Komponist und Pianist Erwin Schulhoff wurde 1894 in Prag in eine jüdische Familie geboren. Seine Werke sind vor allem für ihre Synthese von unterschiedlichen Einflüssen aus Klassik, Jazz und Volksmusik bekannt. Er gilt als einer der ersten modernen Komponisten, die sich der Avantgarde zuwandten, und war eine wichtige Figur in der Entwicklung der Zweiten Wiener Schule.
Seine musikalische Ausbildung begann früh: Durch eine Empfehlung von Antonin Dvorak erhielt er bereits im Alter von 10 Jahren Unterricht am Prager Musikkonservatorium. Schulhoffs berufliche Laufbahn war von den politischen Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt. 1918 verließ er Prag und ließ sich in Deutschland nieder, wo er mit den Werken Arnold Schönbergs und anderer Vertreter der Zweiten Wiener Schule in Berührung kam. Auch die Werke von Igor Strawinsky und die wachsende Jazzszene in Deutschland beeinflussten ihn. Er komponierte zahlreiche Werke für Orchester, Kammermusik und Solo-Klavierstücke.
Erwin Schulhoffs kompositorischer Stil war eine Mischung aus Klassik, Jazz und Volksmusik. Er schuf so einen neuen, einzigartigen Klang, der sowohl modern als auch einem breiten Publikum zugänglich war. Dabei verwendete er in seinen Werken häufig Techniken wie Polytonalität und Polyrhythmik, ebenso wie Jazzrhythmen und -harmonien. Außerdem nahm er Elemente der Volksmusik seiner tschechischen Heimat in seine Kompositionen auf, beispielsweise Polkas und Walzer.
Schulhoffs Karriere wurde durch die Ausbreitung des Nationalsozialismus in Deutschland jäh unterbrochen. Seit den frühen 1930er Jahren interessierte er sich für den Sozialismus und plante, in die Sowjetunion zu emigrieren. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion wurde er 1941 verhaftet und als politischer Gefangener auf die Wülzburg deportiert, wo er 1942 an Tuberkulose starb. Seine Werke gerieten weitgehend in Vergessenheit, bis seine Musik in den 1980er Jahren wiederentdeckt wurde.
Heute ist Erwin Schulhoff als bahnbrechender Komponist und Wegbereiter bekannt, der versuchte, den Graben zwischen klassischer und populärer Musik zu überbrücken. Seine einzigartige Mischung von Stilen prägt bis heute das Musikschaffen und beeinflusst zeitgenössische Komponisten. Gleichzeitig werden seine Werke regelmäßig auf den großen Konzertbühnen der Welt aufgeführt und begeistern nach wie vor das Publikum.
Erwin Schulhoffs Hot Sonate steht auf dem Programm des JCOM-Konzerts Jewish Jazz am 07.02.2023.