Allabendlich werden zur Zeit in jüdischen Familien die Kerzen an der Chanukkia, dem Chanukka-Leuchter angezündet. Das achttägige jüdische Lichterfest erinnert an die Wieder-Einweihung des jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus: Obwohl damals nur genügend geweihtes Öl für einen Tag zur Verfügung stand und es acht Tage dauerte, neues geweihtes Öl herzustellen, brannten die Leuchter im Tempel acht Tage ohne zu erlöschen. Chanukka ist als Feiertag nicht an hochreligiöse Rituale gebunden, sondern wird hauptsächlich als Familienfest gefeiert. Neben dem Anzünden der Kerzen gibt es Familienessen, gemeinsame Spiele und kleine Geschenke.
Chanukka fällt nach dem jüdischen Kalender meistens in die christliche Advents- und Weihnachtszeit – ebenfalls eine Zeit der Freude, des Feierns und des Zusammenkommens mit lieben Menschen mit eigenen Traditionen. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts vermischen sich die Bräuche dieser beiden Feiertage besonders in säkularen jüdischen Familien. Selbst Theodor Herzl, Begründer der Idee eines jüdischen Staates, konnte seinen Kindern den Wunsch nach einem Tannenbaum nicht abschlagen: „Meinetwegen soll’s der Chanukka-Baum heißen“, soll er gesagt und damit eine Brücke zwischen Weihnachten und jüdischem Lichterfest gebaut haben.
Ein zentrales Element sowohl von Chanukka als auch von Weihnachten ist die Verwendung von Lichtern, die die Dunkelheit erhellen und Hoffnung symbolisieren. Auch das Schenken und das gemeinsame Essen passt in beide Traditionen: da zur traditionellen jüdische Festtagsküche besonders fetthaltige, schmalzige Gerichte gehören gibt es in manchen Familien mittlerweile eine Chanukka-Gans zum Festessen.
Heutzutage ist ‚Weihnukka‘ besonders in den USA beliebt. Der englische Begriff ‚Chrismukka‘ wurde durch die Fernsehserie ‚The O.C.‘ (2003) sehr populär. ‚Chrismukka‘ oder ‚Weihnukka‘ spiegelt die Vermischung von Weihnachts- und Chanukka-Traditionen in interreligiösen Familien wider. Diese Verschmelzung ermöglicht ein Fest, das die Vielfalt der Kulturen innerhalb eines Haushalts einbezieht. Apropos USA: einer der größten amerikanischen Weihnachtshits, White Christmas, wurde von einem orthodoxen Juden aus New York geschrieben, Irving Berlin.
Unser künstlerischer Leiter Daniel Grossmann hat ein Video aufgenommen, in dem er von Chanukka und den Feier-Bräuchen in seiner Familie erzählt. Sie finden es hier.