Der 'Tora-Torero' Sidney Franklin

Der 'Tora-Torero' Sidney Franklin

Ein jüdischer Torero? Den gab es tatsächlich: Sidney Franklin, geboren am 11. Juli 1903 in Brooklyn als Sidney Frumkin, war der erste US-Amerikaner, der den prestigeträchtigen Titel eines Matadors in Spanien erlangte. Obwohl er jüdisch und homosexuell war, behauptete er sich in einer Welt, die ihn unter anderen Umständen als Außenseiter abgestempelt hätte und überwand kulturelle Grenzen.

Frühes Leben und Aufbruch nach Mexiko

Franklin wuchs als fünftes von neun Kindern in einer orthodox-jüdischen Familie auf. Sein Vater, ein russisch-jüdischer Einwanderer und Polizist, hatte eine strenge Erziehung, die häufig zu innerfamiliären Konflikten führte. Nach einem heftigen Streit mit seinem Vater verließ Franklin 1922 im Alter von 19 Jahren New York und zog nach Mexiko-Stadt, ursprünglich mit dem Plan, die Geschichte der Maya zu studieren. Dort betrieb er zunächst ein Geschäft für Plakatdruck. Ein Besuch in einer Stierkampfarena weckte in Franklin schließlich die Leidenschaft für spanische Traditionssportart.

Entschlossen, selbst Torero zu werden, begann er eine Ausbildung unter dem renommierten Matador Rodolfo Gaona. Sein Debüt gab er am 23. September 1923 in Mexiko-Stadt, wo er trotz einer Verletzung den Stier tötete und damit den Grundstein für seine Karriere legte.

Karriere in Spanien und internationale Anerkennung

1929 reiste Franklin nach Spanien und wurde dort als erster Amerikaner in der Stierkampfarena von Sevilla gefeiert. Seine beeindruckende Größe von fast zwei Metern und sein eleganter Stil machten ihn schnell bekannt. In den folgenden Jahren kämpfte er in Arenen in Spanien, Portugal, Kolumbien und Panama. Ernest Hemingway beschrieb ihn in seinem Werk Death in the Afternoon als einen der talentiertesten Toreros seiner Zeit.

Auch als Schauspieler machte der Stierkämpfer Karriere: In der Komödie The Kid from Spain (1932) von Leo McCarey spielte er sich selbst.

1945 erhielt Franklin in Madrid offiziell die alternativa, den Ritterschlag zum Matador, und wurde damit endgültig in den Kreis der professionellen Stierkämpfer aufgenommen. Während seiner Karriere tötete er schätzungsweise 5.000 Stiere und überlebte mehrere schwere Verletzungen.

Privatleben und Identität

Franklin war homosexuell, ein Aspekt seines Lebens, den er in der homophoben Gesellschaft seiner Zeit weitgehend verbarg. Seine sexuelle Orientierung war jedoch ein offenes Geheimnis unter seinen Freunden und Kollegen. In seiner Autobiografie Bullfighter from Brooklyn verschwieg er diesen Teil seiner Identität.

Seine jüdische Herkunft war hingegen ein sichtbarer Teil seiner öffentlichen Persona. Er wurde oft als "El Torero de la Torah" bezeichnet. Im traditionell katholischen Stierkampf hatte er somit eine einzigartige Stellung inne.

Spätere Jahre und Vermächtnis

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere eröffnete Franklin zunächst eine Torero-Schule in Sevilla. Schließlich kehrte der Ex-Torero Spanien jedoch den Rücken zu und zog zurück nach New York. Er schrieb auch für die Encyclopædia Britannica über Stierkampf und galt als anerkannter Experte auf diesem Gebiet.

In seinen letzten Lebensjahren lebte er zurückgezogen in New York und verstarb am 26. April 1976 im Alter von 72 Jahren in einem Pflegeheim in Manhattan. Obwohl er zu Lebzeiten große Erfolge feierte, geriet sein Name nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit

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