Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest

Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest

Rosh ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest, markiert den Beginn des jüdischen Kalenders und ist ein bedeutendes Fest, das tiefe spirituelle und kulturelle Wurzeln hat. Es bietet einen Moment der Reflexion, des Neuanfangs und des gemeinsamen Wunsches für ein glückliches und gesegnetes Jahr. In diesem Blogbeitrag tauchen wir in die Ursprünge, religiösen Hintergründe sowie die alten und modernen Traditionen dieses besonderen Feiertags ein.

Rosh ha-Schana fällt jedes Jahr auf unterschiedliche Daten des gregorianischen Kalenders, da es nach dem jüdischen Lunisolarkalender berechnet wird. Es beginnt am 1. Tag des Monats Tischrei, dem siebten Monat im jüdischen Kalender. Traditionell wird es über zwei Tage hinweg gefeiert, obwohl der erste Tag der Hauptfeiertag ist.

Nach dem gregorianischen Kalender variiert das Datum jährlich und fällt in der Regel zwischen Anfang September und Anfang Oktober. Im Jahr 2024 beginnt Rosh ha-Schana am Abend des 2. Oktober und endet am Abend des 4. Oktober.


Die Ursprünge von Rosh ha-Schana

Der Begriff "Rosh ha-Schana" bedeutet auf Hebräisch "Kopf des Jahres" oder einfach "Neujahr". Seine Ursprünge lassen sich in der Tora finden, dem heiligen Buch des Judentums. In Levitikus 23:24 wird es als ein heiliger Tag beschrieben, an dem das Blasen des Schofars, eines Widderhorns, eine zentrale Rolle spielt (Beispiel hier).

Anders als der Jahreswechsel im modernen Kalender, der häufig mit Feiern und Feuerwerk verbunden ist, stellt Rosh ha-Schana einen ernsten und zugleich freudigen Anlass dar. Dieser Tag markiert den Beginn der sogenannten "Zehn Tage der Umkehr", die an Jom Kippur, dem Versöhnungstag, enden. Es ist die Zeit, in der gläubige Juden ihr vergangenes Jahr reflektieren, Buße tun und sich auf die Erneuerung ihrer Beziehungen zu Gott und Mitmenschen vorbereiten.

Religiöse Hintergründe und Bedeutung

In der jüdischen Tradition hat Rosh ha-Schana eine doppelte Bedeutung: Es ist sowohl ein Gerichtstag als auch ein Tag der Schöpfung. Laut dem Talmud ist Rosh ha-Schana der Tag, an dem Gott die Menschheit erschaffen hat. In den Gebeten und Liturgien, die während des Feiertags rezitiert werden, wird der Glaube bekräftigt, dass an diesem Tag jedes Lebewesen vor Gott gerichtet wird.

Ein zentrales Symbol des Feiertags ist das Schofarblasen. Das Schofar, ein gewundenes Horn, das aus dem Horn eines Widders hergestellt wird, soll die Menschen zur Umkehr und zu spirituellem Erwachen rufen. Sein Klang ist kraftvoll und eindringlich, und es wird als Erinnerung an die Bindung Isaaks durch Abraham verstanden, ein wichtiger Moment in der jüdischen Geschichte, der den Glauben und die Hingabe an Gott symbolisiert.


Alte Traditionen

Die Feierlichkeiten an Rosh ha-Schana sind reich an alten Traditionen, die seit Jahrhunderten weitergegeben werden. Neben dem Blasen des Schofars sind das Gebet und die Buße wesentliche Bestandteile des Festes. Gläubige Juden besuchen die Synagoge, um spezielle Gebete wie das "Unetaneh Tokef" zu sprechen, das die Heiligkeit dieses Tages und den göttlichen Richterspruch hervorhebt.

Eine der wichtigsten Bräuche ist das "Taschlich"-Ritual, bei dem Menschen symbolisch ihre Sünden loswerden, indem sie Brotkrümel oder kleine Steine in einen fließenden Fluss oder See werfen. Dieser Akt symbolisiert den Wunsch, im neuen Jahr von den Verfehlungen des Vorjahres befreit zu werden.


Moderne Traditionen

Während viele der alten Traditionen von Rosh ha-Schana bewahrt wurden, haben sich im Laufe der Zeit auch neue Bräuche entwickelt. Ein Beispiel dafür sind die festlichen Mahlzeiten, bei denen bestimmte symbolische Lebensmittel gegessen werden, um für ein glückliches und erfolgreiches Jahr zu beten. Besonders bekannt ist das Essen von Äpfeln, die in Honig getaucht werden. Diese Süße soll symbolisch für die Hoffnung auf ein "süßes" neues Jahr stehen.

Weitere Lebensmittel mit symbolischer Bedeutung sind:

  • Granatäpfel, deren vielen Samen für Fruchtbarkeit und Fülle im kommenden Jahr stehen,
  • Rüben und Karotten, die für Wachstum und Wohlstand stehen, sowie
  • Fischköpfe, die daran erinnern, "an der Spitze" und nicht "am Ende" zu stehen.

In vielen jüdischen Haushalten wird auch ein rundes Challah-Brot gebacken (Rezept hier), das die zyklische Natur des Jahres symbolisiert. Diese runden Brote werden oft mit Honig genossen, um die Süße des Lebens hervorzuheben.


Rosh ha-Schana in der modernen Welt

In der heutigen Zeit wird Rosh ha-Schana sowohl in orthodoxen als auch in liberaleren jüdischen Gemeinschaften gefeiert. Obwohl die religiösen Rituale zentral bleiben, haben sich moderne Interpretationen und Ausgestaltungen entwickelt. Viele Menschen nutzen diese Gelegenheit, um nicht nur ihre Beziehung zu Gott zu reflektieren, sondern auch ihre persönlichen Ziele und ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu überdenken.

Ein bedeutender Aspekt des modernen Rosh ha-Schana ist die Betonung auf soziale Gerechtigkeit und Frieden. Viele Juden nutzen den Feiertag, um sich für wohltätige Zwecke zu engagieren oder ihren Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Auch in der digitalen Ära hat sich der Brauch des Grußkartenschreibens weiterentwickelt, indem man Freunden und Familie auf verschiedenen Plattformen ein "Schana Towa" ("Ein süßes Jahr") wünscht.

 
Fazit

Rosh ha-Schana ist ein Fest des Neuanfangs, der Reflexion und des Gebets. Es bietet nicht nur die Gelegenheit, das vergangene Jahr zu betrachten, sondern auch die Hoffnung auf ein neues, besseres Jahr zu richten. Die alten und modernen Traditionen, die diesen Feiertag prägen, machen ihn zu einem bedeutsamen Moment im jüdischen Kalender. Ob durch das Blasen des Schofars, das gemeinsame Essen süßer Speisen oder das Loswerden von Sünden beim Taschlich, Rosh ha-Schana ist eine Zeit, in der Juden weltweit mit Hoffnung, Buße und Gemeinschaft ins neue Jahr starten.

Schana Towa Umetuka – Möge euer Jahr süß und voller Segen sein!

Rabbiner Steven Langnas erklärt Rosch ha-Schana: Video hier

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