Pessach ist eines der bedeutendsten Feste im jüdischen Kalender und wird weltweit von Juden gefeiert, um der Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei zu gedenken. Es ist ein Fest der Erinnerung, der Hoffnung und des Neubeginns und wird häufig auch als „Fest der ungesäuerten Brote“ bezeichnet.
Wann wird Pessach gefeiert?
Pessach beginnt am 15. Tag des jüdischen Monats Nissan, also im Frühling. Es liegt nach dem gregorianischen Kalender meist im März oder April. Der Monat Nissan markiert den Beginn des jüdischen Jahreszyklus im Hinblick auf die Feste, weshalb Pessach oft als das erste Fest im Jahr angesehen wird.
Das Fest dauert sieben Tage in Israel und acht Tage in der Diaspora. Die ersten beiden Nächte von Pessach werden traditionell mit einem Sedermahl gefeiert, das eine zentrale Rolle in den Feierlichkeiten spielt. Das Fest endet mit einem Feiertag am siebten oder achten Tag, der an die endgültige Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten erinnert.
Die Geschichte von Pessach: Der Auszug aus Ägypten
Pessach erinnert an den Exodus, die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei und den Auszug aus Ägypten. Laut der Tora wurden die Israeliten durch den Propheten Moses von der Tyrannei des Pharaos befreit, der sie über Jahrhunderte hinweg versklavt hatte.
Gott schickte zehn Plagen über Ägypten, um den Pharao zu zwingen, die Israeliten ziehen zu lassen. Die zehnte Plage, die „Todesplage“, forderte das Leben aller erstgeborenen Söhne der Ägypter. Die Israeliten jedoch, die das Blut eines geopferten Lammes an ihre Türpfosten strichen, wurden verschont, was als „Passah“ bekannt wurde (vom hebräischen Wort „pessach“ = „vorübergehen“). Nachdem der Pharao schließlich den Israeliten erlaubt hatte, Ägypten zu verlassen, begannen sie ihre Reise in die Freiheit, in das verheißene Land Kanaan.
Vorbereitung für Pessach: Das Entfernen von Chametz
Während des gesamten Pessachfestes ist es den jüdischen Haushalten verboten, Chametz (gesäuertes Brot oder Produkte, die aus gesäuertem Teig hergestellt werden) zu essen oder zu besitzen. Vor Beginn von Pessach werden alle gesäuerten Nahrungsmittel verzehrt, verschenkt oder verkauft. Zuletzt führt jede Familie im Rahmen eines Frühjahrsputzes eine gründliche Chametz-Suche durch, um sicherzustellen, dass keine gesäuerten Produkte im Haus zurück bleiben.
Der Verzicht auf gesäuertes Brot erinnert daran, dass die Israeliten bei ihrem zwar lange erhofften, aber dann überstürzten Auszug aus Ägypten keine Zeit hatten, den Teig für Ihre Brote säuern oder gären zu lassen. Während der Festtage wird deshalb nur ungesäuertes Brot, in Form der sogenannten Mazzen, gegessen. Diese dünnen Fladenbrote werden nur aus Mehl und Wasser hergestellt.
Das Sedermahl: Das Herzstück der Feierlichkeiten
Das Sedermahl ist das zentrale Ritual von Pessach und findet am Vorabend des Festes statt. „Seder“ bedeutet „Ordnung“ auf Hebräisch, und das Mahl folgt einer festgelegten Reihenfolge von Gebeten, Gesängen und symbolischen Handlungen. Das Sedermahl ist eine Familien- und Gemeinschaftsfeierlichkeit, bei der alle Anwesenden zusammenkommen, um die Geschichte des Exodus zu erzählen und sich an die Befreiung der Israeliten zu erinnern.
Auf dem Tisch für das Sedermahl finden sich verschiedene symbolische Nahrungsmittel, die jeweils eine bestimmte Bedeutung haben:
Mazzen: Das ungesäuerte Brot, das in der Nacht des Exodus gegessen wurde, als die Israeliten in Eile aus Ägypten flohen und keine Zeit hatten, ihr Brot zu säuern. Mazzen erinnern an die Armut und die Not der Israeliten während ihrer Sklaverei, aber auch an den schnellen Aufbruch in die Freiheit.
Maror: Bitterkraut (meistens Meerrettich), das an die Bitterkeit der Sklaverei erinnert.
Charosset: Eine süße Paste aus Äpfeln, Nüssen und Wein, die die Ziegel symbolisiert, die die Israeliten in Ägypten für den Pharao herstellen mussten.
Chazeret: Ein zweites Bitterkraut, das aus derselben oder einer anderen Gemüseart als Maror sein und wird zusammen mit dem Charosset gegessen.
Karpas: Ein grünes Gemüse (meistens Petersilie), das in Salzwasser getaucht wird und an die Tränen der Israeliten erinnert.
Z'roa: Ein Knochenstück, das an das Pessachopfer im Tempel erinnert.
Zusätzlich zu diesen symbolischen Speisen werden beim Sedermahl vier Becher Wein getrunken, die für die vier Versprechungen Gottes an das Volk Israel stehen, die in der Exodus-Erzählung formuliert sind:
„Ich werde euch herausführen“ (aus der Sklaverei),
„Ich werde euch retten“ (aus dem Sklavenjoch),
„Ich werde euch erlösen“ (durch meine Hand),
„Ich werde euch nehmen“ (als mein Volk).
Am Seder-Abend wird aber nicht nur gegessen und getrunken: es wird aus der Haggada gelesen, die die biblische Geschichte des Auszugs aus Ägypten erzählt, gesungen und gebetet.
Der weitere Verlauf von Pessach
Nach dem Sederabend wird das Fest in den folgenden Tagen mit weniger festlichen, aber dennoch bedeutungsvollen Bräuchen fortgesetzt.
Viele Familien konnten während dieser Zeit zusammen, um Mahlzeiten zu teilen und sich zu erinnern, dass Pessach nicht nur ein Rückblick auf historische Ereignisse ist, sondern auch eine Gelegenheit zur Reflexion über die eigene Freiheit und die Verantwortung, gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu kämpfen. Während des gesamten Festes gibt es auch zahlreiche gesellschaftliche Veranstaltungen, in denen die Lehren von Pessach und die Werte des jüdischen Volkes gefeiert werden.
Am letzten Tag von Pessach wird (wie an anderen jüdsichen Feiertagen auch) verstorbener Familienangehöriger mit dem Jiskor-Gebet gedacht.
Pessach als Feier der Freiheit und Hoffnung
Pessach ist eines der wichtigsten und tiefgründigsten Feste im Judentum. Es ist ein Fest der Erinnerung an das Wunder der Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei, aber auch ein Fest der Hoffnung und des Neubeginns. Durch das Sedermahl, das mit symbolischen Speisen und Gebeten gefüllt ist, und durch die Praxis der Reinigung von Chametz wird das Fest nicht nur gefeiert, sondern auch lebendig gehalten.
Pessach ist ein Fest der Dankbarkeit, der Freiheit und der Hoffnung – ein Fest, das nicht nur die jüdische Geschichte ehrt, sondern auch dazu anregt, die Bedeutung von Freiheit und Befreiung im eigenen Leben zu suchen und zu schätzen.