Der Komponist Erich Wolfgang Korngold

Der Komponist Erich Wolfgang Korngold

Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) war ein österreichischer Komponist, Dirigent und Pianist. Als Komponist bewegte er sich zwischen europäischer Klassik und der aufstrebenden Filmmusik Hollywoods. Seine jüdische Herkunft sowie die politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts hatten maßgeblichen Einfluss auf seine Karriere und sein künstlerisches Schaffen. Bis heute inspiriert sein musikalisches Schaffen Musiker und Filmmusikkomponisten weltweit.

Kindheit und Jugend

Korngold wurde 1897 in Brünn (heute Brno, Tschechien) geboren und zeigte bereits in jungen Jahren außergewöhnliches musikalisches Talent. Sein Vater war der bekannte jüdische Musik- und Theaterkritiker Julius Korngold, der von Beginn an großen Wert auf die musikalische Ausbildung seines Sohnes legte. Korngold wuchs in Wien auf und war eng mit der jüdischen Musiktradition der Stadt verbunden, die zu dieser Zeit eine der kulturellen Hochburgen Europas war. Im Alter von nur sechs Jahren begann Korngold zu komponieren und trat bereits mit neun Jahren als Pianist auf. Mit zwölf Jahren schrieb er seine erste Oper, Der Ring des Polykrates, die 1916 in Frankfurt uraufgeführt wurde und viel Beachtung fand.

Korngold und die Wiener Moderne

Korngolds Heimatstadt Wien, das kulturelle Zentrum der Habsburger-Monarchie, bot ihm einen fruchtbaren Boden für seine Entfaltung. Die Atmosphäre war von einem lebendigen Austausch zwischen der Wiener Klassik, der aufkommenden atonalen Musik und der experimentellen Moderne geprägt. Seine frühen Werke, darunter die Oper Die tote Stadt (1920), brachten ihm internationalen Ruhm ein und machten ihn zu einem der bekanntesten Komponisten der Wiener Moderne. Korngold verstand es, das spätromantische Erbe von Komponisten wie Richard Strauss mit einer persönlichen Note zu verbinden und dabei lyrische Schönheit mit dramatischer Spannung zu verbinden.

Emigration und Erfolge in Hollywood

Die politische Lage im Europa der 1930er-Jahre änderte Korngolds Leben radikal. Als Jude geriet er ins Visier der Nationalsozialisten, die die Kulturpolitik in Deutschland und Österreich zunehmend antisemitisch ausrichteten. 1934 zog er nach Hollywood, um Filmmusiken zu komponieren – zunächst nur als temporärer Aufenthalt gedacht. Mit dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wurde seine Rückkehr jedoch unmöglich.

In Hollywood revolutionierte Korngold die Filmmusik. Er komponierte monumentale Soundtracks für Filme wie The Adventures of Robin Hood (1938), für den er einen Oscar erhielt. Seine Musik war nicht bloß Untermalung, sondern erzählte mit symphonischem Klang die Geschichten mit. Sein Einfluss auf die Filmmusik ist bis heute spürbar, besonders bei Komponisten wie John Williams.

Rückkehr zur Klassischen Musik

Trotz seiner Erfolge in Hollywood blieb Korngold der Konzertmusik verpflichtet. In den 1940er Jahren begann er wieder mehr klassische Werke zu komponieren, darunter seine Sinfonie in F-Dur, die 1954 uraufgeführt wurde, und mehrere Kammermusikstücke. Doch die politische Lage und die Entwicklung der Musik in Europa machten es ihm schwer, in Europa den gleichen Erfolg wie in den USA zu erzielen.

Besonders in seinen späteren Jahren wurden Korngolds Werke oft von einer subtilen Sehnsucht nach Heimat und einer tiefen emotionalen Verbindung zu seinen jüdischen Wurzeln durchzogen. In einigen seiner Orgel- und Chorwerke, aber auch in der Musik zu seinen Filmen, finden sich Anklänge an jüdische Melodien und Themen, die sowohl die spirituelle Tiefe als auch die dramatische Intensität seiner Musik verstärken. Korngold konnte die Herausforderungen seiner jüdischen Identität und die Bedrohung dieser in seiner Musik nicht direkt reflektieren, doch sein Erbe, die Verbindung zu seiner Herkunft und der innere Konflikt, drangen oft in die emotionalen Dimensionen seiner Werke ein. Es ist dieser Einfluss, der Korngolds Musik mit einer universellen Tiefe und Tragik ausstattet, die über die reine ästhetische Ebene hinausgeht.

Korngolds Rückkehr zur klassischen Musik wurde oft als ein Versuch gesehen, sich von der Hollywood-Schublade zu befreien, in die er geraten war. Doch die Anerkennung für seine Konzertwerke blieb aus, und sein Name wurde zunehmend von der Musikgeschichte verdrängt. Auch die Filmmusik, für die er einst gefeiert wurde, verlor zunehmend an Bedeutung, als die industrielle Kompositionstechnik des 20. Jahrhunderts und die elektronische Musik die Branche revolutionierten.

Wiederentdeckung von Korngolds Werken

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begann eine Wiederentdeckung von Korngolds Werk. Musikforscher und Dirigenten, die sich mit der Geschichte der Filmmusik auseinandersetzten, fanden in Korngolds Arbeiten eine tiefere Komplexität und eine reiche musikalische Ausdruckskraft. Heute gilt er als einer der Pioniere der Filmmusik, und seine Werke werden regelmäßig in Konzerten und auf Platten wiedergegeben.

 

Das JCOM hat Korngolds Bühnenmusik zu William Shakespeares Theaterstück Much Ado About Nothing(Viel Lärmen um nichts) eingespielt, die Aufnahmen finden Sie hier.

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