Der Komponist Mordecai Seter

Der Komponist Mordecai Seter

Mordecai Seter (1916–1994) zählt zu den bedeutendsten Komponisten Israels und prägte mit seinem Schaffen die Identität der israelischen Kunstmusik des 20. Jahrhunderts. Seine Werke verbinden tief verwurzelte jüdische Traditionen mit zeitgenössischen kompositorischen Techniken und spiegeln die kulturellen, spirituellen und historischen Facetten Israels wider.

Frühes Leben und Ausbildung

Mordecai Seter wurde 1916 als Marc Starominsky in Noworossijsk (heutiges Russland) geboren und emigrierte 1926 mit seiner Familie ins britische Mandatsgebiet Palästina. Schon früh zeigte sich sein musikalisches Talent, das ihn dazu brachte, an renommierten europäischen Musikhochschulen zu studieren. Er lernte u.a. in Paris bei Nadia Boulanger, einer der einflussreichsten Lehrerinnen der Moderne, und ließ sich von den Strömungen des Neoklassizismus und der Moderne inspirieren.

Die Rückkehr zu den Wurzeln

Nach seiner Rückkehr nach Palästina widmete sich Seter der Herausforderung, eine authentische israelische Musiktradition zu schaffen. Er verschmolz europäische Kompositionsmethoden mit den Melodien und Rhythmen der sefardischen und orientalischen Musik sowie den Liedern der aschkenasischen Diaspora. Dabei ging es ihm nicht nur um eine bloße stilistische Integration, sondern um die Schaffung einer neuen Klangsprache, die die kulturelle Vielfalt und Geschichte Israels widerspiegelte.

Seters Kompositionsstil und einige bedeutende Werke

Seters Werk ist geprägt von einer tiefen Spiritualität und einer meisterhaften Beherrschung kontrapunktischer Techniken. Seine bekanntesten Kompositionen umfassen:

  • "Midbar" (Die Wüste) – Ein Werk für Chor und Orchester, das biblische Themen in einem modernen musikalischen Gewand interpretiert.

  • "Tikkun Chatzot" (Mitternachtsgebet) – Ein Ausdruck spiritueller Einkehr und Mystik, der das spirituelle Leben der sefardischen Juden einfängt.

  • Ballette wie "Don Quixote" – Zeigen seine Fähigkeit, dynamische, erzählerische Musik zu schaffen, die emotionale Tiefe mit tänzerischer Leichtigkeit verbindet.

Seters Stil ist gekennzeichnet durch komplexe Polyphonie, modale Harmonik und eine sensible Balance zwischen Tradition und Innovation. Besonders in seinen Chorwerken und Orchesterkompositionen findet sich ein intensiver Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Einfluss und Vermächtnis

Mordecai Seter hinterließ ein bedeutendes musikalisches Erbe, das über die Grenzen Israels hinausstrahlt. Als Lehrer am Rubin-Musikkonservatorium in Tel Aviv (heute: Buchmann-Mehta School of Music) beeinflusste er eine ganze Generation israelischer Komponisten und trug zur Etablierung einer eigenständigen israelischen Musikszene bei.

Sein Werk bleibt ein Zeugnis dafür, wie Musik die Identität eines Landes formen und ausdrücken kann. In Seters Kompositionen verschmelzen persönliche Reflexionen, kulturelle Vielfalt und nationale Geschichte zu einem einzigartigen Klanguniversum.

Mordecai Seter war mehr als nur ein Komponist – er war ein musikalischer Chronist seiner Zeit. Seine Werke laden uns ein, die Seele Israels zu erforschen und die universelle Kraft der Musik zu erleben, die Brücken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schlägt.

Das JCOM hat Mordecai Seters 'Requiem' eingespielt, Sie finden die Aufnahme hier:

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