In den letzten Jahren hat die israelische Serie Shtisel internationale Anerkennung erlangt und die Herzen von Zuschauern auf der ganzen Welt erobert. Diese außergewöhnliche Dramaserie, die erstmals 2013 ausgestrahlt wurde, erzählt die bewegenden Geschichten einer ultraorthodoxen jüdischen Familie in Jerusalem. Dabei gelingt es ihr, auf einfühlsame Weise einen Einblick in die Welt der ultraorthodoxen Gemeinschaft zu geben und in die Kultur und Traditionen der charedischen Protagonisten einzutauchen. Gleichzeitig erkundet sie universelle Themen wie Liebe, Familie, Verlust und Identität und erzählt 'Menschengeschichten', die sich in den meisten Kulturen der Welt so oder ähnlich widerspiegeln.
Ein einzigartiges Setting
Die Handlung von Shtisel spielt im Geula-Viertel Jerusalems, einer engen, konservativen Welt, die sich oft von der modernen israelischen Gesellschaft abgrenzt. Diese Kulisse wird mit großer Detailgenauigkeit dargestellt: von den Kleidungsstilen und Essensgewohnheiten bis hin zu den religiösen Bräuchen und sozialen Dynamiken. Was Shtisel so besonders macht, ist die Fähigkeit, diese Welt nicht nur authentisch, sondern auch zugänglich darzustellen, ohne zu urteilen oder zu idealisieren.
Die Serie verzichtet auf den oft sensationellen Ansatz, den viele andere Produktionen wählen, wenn sie ultraorthodoxe Gemeinschaften darstellen. Stattdessen zeigt sie die Menschen hinter den Kulissen – ihre Träume, ihre Konflikte und ihre Menschlichkeit.
Die Charaktere: Vielschichtige Portraits
Im Zentrum der Serie steht die Familie Shtisel:
- Shulem Shtisel (gespielt von Dov Glickman) ist das patriarchalische Oberhaupt der Familie. Mit seiner oft humorvollen und manchmal starrsinnigen Art navigiert er die Herausforderungen des Lebens und der Erziehung seiner Kinder.
- Akiva Shtisel (Michael Aloni), der jüngste Sohn, ist ein talentierter Künstler, dessen Leidenschaft für die Malerei mit den Erwartungen seines Glaubens und seiner Gemeinschaft kollidiert. Akiva ist ein Symbol für das Streben nach Individualität in einer Welt, die Konformität fordert.
- Giti Weiss (Neta Riskin), Akivas Schwester, kämpft mit den Schwierigkeiten, eine Familie zu ernähren, während sie mit den Konsequenzen der Entscheidungen ihres Ehemanns zurechtkommen muss.
Die Serie erzählt nicht nur von den Kämpfen innerhalb der Familie, sondern auch von den zarten Momenten der Nähe und der tiefen Liebe, die sie miteinander verbindet. Die Charaktere sind keine Stereotypen; sie sind vielschichtig, fehlerhaft und dadurch zutiefst menschlich.
Die Handlung: Eine Familie zwischen Tradition und Wandel
Die Serie Shtisel begleitet die Familie Shtisel durch ihren Alltag voller kleiner und großer Herausforderungen. Im Mittelpunkt steht Akiva Shtisel, ein junger Künstler, der zwischen seinem kreativen Drang und den Erwartungen seines ultraorthodoxen Umfelds hin- und hergerissen ist. Sein Vater Shulem, der Direktor einer Talmudschule, möchte Akiva möglichst schnell verheiraten, doch dieser sehnt sich nach einer tieferen Verbindung und kämpft mit seinem Wunsch nach Liebe und Unabhängigkeit. Gleichzeitig steht Giti Weiss, Akivas Schwester, vor der Herausforderung, ihre Familie alleine zu ernähren, als ihr Mann Lippe sie verlässt. Die Serie verwebt diese Geschichten mit der Dynamik zwischen den Generationen, den Spannungen zwischen Tradition und Moderne und den persönlichen Sehnsüchten jedes Familienmitglieds.
Universelle Themen in einem spezifischen Kontext
Trotz des spezifischen kulturellen Rahmens behandelt Shtisel universelle Themen, die jeden ansprechen können:
- Liebe und Sehnsucht: Ob Akivas unerfüllte Romanzen oder Shulems Erinnerungen an seine verstorbene Frau – die Serie zeigt, wie Liebe sich durch verschiedene Lebensphasen zieht.
- Familienkonflikte: Wie in jeder Familie gibt es auch bei den Shtisels Streitigkeiten, Missverständnisse und Versöhnungen.
- Die Suche nach Identität: Akivas künstlerische Ambitionen stehen stellvertretend für den inneren Konflikt vieler Menschen, die zwischen Tradition und Selbstverwirklichung hin- und hergerissen sind.
Die Kunst des Erzählens
Shtisel überzeugt nicht nur durch die Handlung und die Charaktere, sondern auch durch seine ruhige, fast meditative Erzählweise. Die Serie verzichtet auf die lauten, dramatischen Wendungen, die in vielen modernen Produktionen üblich sind. Stattdessen nimmt sie sich Zeit, Emotionen zu entfalten und subtile Details hervorzuheben.
Auch der Humor, der oft aus alltäglichen Situationen entsteht, trägt zur Authentizität bei. Es ist ein leiser Humor, der die Absurditäten des Lebens feiert, ohne die Figuren oder ihre Welt lächerlich zu machen.
Staffeln, Folgen und Veröffentlichung
Shtisel wurde erstmals im Jahr 2013 vom israelischen Sender Yes veröffentlicht. Die Serie umfasst insgesamt drei Staffeln mit 33 Episoden, die jeweils zwischen 30 und 50 Minuten lang sind. Die erste Staffel wurde von 2013 bis 2014 ausgestrahlt, die zweite Staffel folgte 2015, und nach einer längeren Pause wurde die dritte Staffel 2021 veröffentlicht. International erreichte Shtisel ein breiteres Publikum, als die Serie 2018 auf Netflix verfügbar wurde. Sie eroberte schnell Zuschauer außerhalb Israels, insbesondere in den USA und Europa, und erhielt begeisterte Kritiken für ihre einfühlsame Darstellung der ultraorthodoxen Gemeinschaft.
Aktuell ist Shtisel in Deutschland in der Arte-Mediathek verfügbar.
Warum 'Shtisel' sehenswert ist
Shtisel ist mehr als nur eine Serie über eine ultraorthodoxe Familie – sie ist eine Einladung, hinter die Kulissen einer oft missverstandenen Gemeinschaft zu sehen und Parallelen zu und Gemeinsamkeiten mit dem eigenen Leben zu entdecken. Die Serie fordert Vorurteile heraus und zeigt, dass die Kämpfe und Freuden des Lebens universell sind, egal, in welchem kulturellen Kontext sie stattfinden.
Die universellen menschlichen Themen, die detailreiche Inszenierung und die überzeugenden Darstellungen der Schauspieler machen Shtisel zu einer der herausragenden israelischen Serien der letzten Jahre.
Für Zuschauer, die bereit sind, sich auf die ruhig erzählten, tiefgründigen Geschichten einzulassen, bietet Shtisel eine bereichernde Erfahrung. Sie verbindet die intime Welt der Shtisels mit den großen Fragen des Lebens – und genau darin liegt ihre zeitlose Anziehungskraft.
Auf unserem YouTube-Kanal hat Daniel Grossmann seine Eindrücke zu 'Shtisel' geteilt:
