Juden in Spanien bis zum Jahr 1000 – Eine faszinierende Reise durch eine reiche Geschichte
Die Geschichte der Juden in Spanien ist eine der ältesten und bedeutendsten Geschichten jüdischen Lebens in Europa. Lange bevor Spanien als geeintes Land existierte, lebten jüdische Gemeinschaften auf der iberischen Halbinsel. Bis zum Jahr 1000 entwickelten sie eine lebendige Kultur, die von religiösem Glauben, Wissenschaft, Handel und künstlerischem Schaffen geprägt war. Es war eine Zeit der Toleranz, Zusammenarbeit und Herausforderungen, die die jüdische Gemeinschaft formten und ihre Spuren bis heute sichtbar machen.

Jüdische Anfänge auf der Iberischen Halbinsel
Die jüdische Präsenz auf der Iberischen Halbinsel reicht bis in die römische Antike zurück. Erste jüdische Siedler kamen vermutlich mit den Römern um das 1. Jahrhundert v. Chr. auf die Halbinsel. Diese frühen jüdischen Gemeinden lebten in den römischen Provinzen Hispania Baetica (ungefähr das heutige Andalusien) und Hispania Tarraconensis (Ost- und Nordspanien, sowie das nördliche Portugal) und nahmen aktiv am Handel und Handwerk teil.
Mit der Christianisierung des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert n. Chr. begann sich jedoch das Schicksal der Juden auf der Halbinsel zu verändern. Die neuen christlichen Herrscher führten Gesetze ein, die den religiösen Freiraum der Juden stark einschränkten, und drängten auf ihre Konversion zum Christentum.

Das Westgotenreich: Unterdrückung und Zwangskonversionen
Nach dem Fall des Weströmischen Reiches übernahmen die Westgoten im 5. Jahrhundert die Kontrolle über Spanien. Ursprünglich arianische Christen, waren die Westgoten religiös toleranter gegenüber den Juden. Doch mit der Bekehrung der Westgoten zum katholischen Christentum unter König Reccared I. (586–601) änderte sich die Situation dramatisch: Die katholische Kirche drängte auf strenge Gesetze gegen Juden, die ihre religiöse Freiheit stark einschränkten. König Sisebut (612–621) führte eine Zwangstaufe für alle Juden ein, was zu massiven Übertritten führte, oft unter Zwang. Der Kirchensynod beschloss 633, dass jüdische Kinder ihren Eltern entzogen und christlich erzogen werden sollten.
In dieser Zeit lebten viele Juden als Conversos, also als offiziell zum Christentum bekehrte Juden, die jedoch im Geheimen oft ihren Glauben weiter praktizierten.
Die muslimische Eroberung und das goldene Zeitalter
Im Jahr 711 eroberten muslimische Berber und Araber die Iberische Halbinsel und errichteten das Kalifat von Córdoba. Für die jüdischen Gemeinden begann eine völlig neue Ära: Der Islam gewährte Juden und Christen als „Schriftbesitzer“ (Dhimmi) Schutz, allerdings gegen Zahlung einer Sondersteuer (Dschizya). Juden wurden als Händler, Ärzte, Gelehrte und Übersetzer hoch angesehen und spielten eine zentrale Rolle im Handel zwischen der muslimischen und christlichen Welt. Zentren wie Córdoba und Toledo wurden zu Hochburgen jüdischen Wissens. Jüdische Gelehrte wie Hasdai ibn Shaprut, ein Berater des Kalifen Abd ar-Rahman III., waren herausragende Persönlichkeiten. Jüdische Gelehrte trugen maßgeblich zur Übersetzung antiker griechischer und römischer Texte ins Arabische und Hebräische bei. Sie waren auch an der Entwicklung der Medizin, Philosophie und Mathematik beteiligt. Die berühmte Übersetzerschule in Córdoba war ein bedeutendes Zentrum des Wissens.
Das islamische al-Andalus ermöglichte es den Juden, ihre religiöse und kulturelle Identität in einem bisher ungekannten Maße zu entfalten. Hebräische Poesie, Philosophie und Medizin erlebten eine Blütezeit.

Eine Geschichte von Wandel und Widerstand
Die jüdische Geschichte in Spanien bis zum Jahr 1000 ist ein Spiegelbild der politischen und kulturellen Umbrüche, die die Iberische Halbinsel prägten. Sie zeigt, wie eine verfolgte Gemeinschaft durch Anpassungsfähigkeit, Wissen und wirtschaftlichen Einfluss überlebte und schließlich aufblühte. Ihre Spuren sind noch heute in den architektonischen, literarischen und kulturellen Zeugnissen sichtbar und zeugen von einer reichen Vergangenheit voller Vielfalt und Innovation.
Im Herbst 2025 beschäftigt sich das JCOM im Projekt DIE SCHLÜSSEL VON TOLEDO mit der Musik und Kultur der sephardischen Juden. Dieses Projekt wird in der Bildungsagenda NS - Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.
Aktuelle Konzerttermine unter www.jcom.de/konzerte.
