Mizwot, die 613 Gebote im Judentum

Mizwot, die 613 Gebote im Judentum

Die jüdische Religion basiert auf einer Vielzahl von Geboten, den sogenannten Mizwot (מִצְוֹת), die das spirituelle, ethische und alltägliche Leben der Gläubigen leiten. Diese Gebote bilden die Grundlage der jüdischen Praxis und sind Ausdruck der tiefen Beziehung zwischen dem Menschen und Gott.

Die Bedeutung der Mizwot

Das hebräische Wort "Mizwa" bedeutet wörtlich "Gebot" oder "Verpflichtung". In der jüdischen Tradition werden die Mizwot als göttliche Weisungen verstanden, die im Tanach, insbesondere in der Tora (den fünf Büchern Mose), festgehalten sind. Insgesamt gibt es 613 Mizwot, die in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:

Positive Gebote – Diese 248 Mizwot umfassen Handlungen, die aktiv ausgeführt werden sollen, wie das Feiern des Schabbats oder das Gebet. Die Anzahl, 248 entspricht der Anzahl der Glieder des Menschen laut der Tora.

Negative Gebote – Die 365 Verbote beinhalten Handlungen, die unterlassen werden sollen, beispielsweise das Verbot des Diebstahls oder des Verzehrs bestimmter Lebensmittel. Die Anzahl, 365, entspricht den Tagen im Kalenderjahr.

Unter den Mizwot besteht Gleichwertigkeit, wenngleich leichte (kalot) und schwere (chamurot) Gebotsverstöße unterschieden werden.

Die 10 Gebote als Kernprinzipien

Ein besonders bekannter Teil der Mizwot sind die Zehn Gebote, die Gott dem Volk Israel am Berg Sinai gegeben hat. Sie enthalten fundamentale moralische Prinzipien wie das Verbot des Mordens, des Stehlens und der Lüge sowie das Gebot, den Schabbat zu heiligen.

Der Schutz des Lebens als höchstes Gebot

'We live by our rules, we don't die by them' sagte mir eine amerikanische jüdische Freundin mal. Ein guter Punkt, denn: der Schutz des Lebens ist das wohl fundamentalste Gebot, die Heiligkeit des Lebens (Pikuach Nefesch) zentrales Prinzip im Judentum.

Der Schutz des menschlichen Lebens hat Vorrang vor fast allen anderen Mitzwot. Falls eine Mizwa das Leben eines Menschen gefährden würde, darf oder muss sie gebrochen werden. Dies gilt insbesondere in Notfällen, wie etwa bei medizinischer Versorgung am Schabbat oder der Nahrungsaufnahme an Jom Kippur, falls das Leben eines Menschen davon abhängt.

Mizwot im Alltag

Viele Mizwot betreffen den Alltag der jüdischen Gläubigen. Einige Beispiele sind:

Kaschrut (Speisegesetze): Die Mizwot regeln, welche Lebensmittel erlaubt (koscher) sind und wie sie zubereitet werden dürfen.

Schabbat: Der siebte Tag der Woche ist ein Ruhetag, an dem Arbeit verboten ist und spirituelle Aktivitäten im Vordergrund stehen.

Tefillin und Mesusa: Das Anlegen von Gebetsriemen (Tefillin) und das Anbringen einer Schriftkapsel (Mesusa) an Türpfosten sind ebenfalls Mizwot.

Die Rolle der Mizwot im modernen Judentum

Obwohl die Mizwot aus der Antike stammen, haben sie bis heute eine zentrale Bedeutung im Judentum. Unterschiedliche Strömungen innerhalb des Judentums interpretieren und praktizieren sie unterschiedlich. Während orthodoxe Juden versuchen, alle 613 Gebote zu erfüllen, legen reform- und liberale Juden den Fokus auf ethische Gebote und interpretieren die traditionellen Vorschriften oft flexibler.

Fazit

Die Mizwot sind weit mehr als religiöse Vorschriften – sie bieten eine ethische und spirituelle Orientierung für das Leben. Sie erinnern daran, dass jede Handlung eine Bedeutung hat und dass die Beziehung zwischen Mensch und Gott durch bewusste, heilige Handlungen gestärkt wird. So bleiben die jüdischen Gebote ein lebendiges und zentrales Element des Glaubens.

P.S.: eine Auflistung der 613 Mizwot findet sich z.B. hier: Die Ge- und Verbote nach Maimonides

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