Wie funktioniert der jüdische Kalender?

Wie funktioniert der jüdische Kalender?

Das Jahr

Der jüdische Kalender ist ein Lunisolar-Kalender, das heißt, er basiert sowohl auf den Mondphasen als auch auf dem Sonnenrhythmus. Die Monate werden nach dem Mond berechnet, entsprechend ist ein jüdischer Monat 29 oder 30 Tage lang. Zwölf Monate bilden ein Jahr, das dementsprechend aus 354 Tagen besteht, einer Differenz von elf Tagen zum Sonnenlauf.

Um den Kalender mit dem Sonnenjahr in Einklang zu bringen und damit sich Festtage gegenüber den Jahreszeiten nicht verschieben (viele gehören ja zu einer bestimmten Jahreszeit) wird alle zwei bis drei Jahre ein Schaltmonat eingefügt, sodass das Jahr insgesamt 13 Monate hat. In einem Zyklus von 19 Jahren gibt es sieben solche Schaltjahre, in jedem dritten, sechsten, achten, elften, vierzehnten, siebzehnten und neunzehnten Jahr.

Die Zählung der Jahre im jüdischen Kalender beginnt mit der Erschaffung der Welt. Nach Berechnungen, die auf der Torah basieren, fand die Schöpfung der Welt 3761 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung statt. Um vom christlichen zum jüdischen Jahr zu kommen, muss man also 3760 Jahre addieren. Das Jahr 2024 ist demnach das Jahr 5784 des jüdischen Kalenders. Die Jahreszählung wird als ‚AM‘ (Anno Mundi = im Jahr der Welt) bezeichnet.

Die Monate

Ein jüdischer Monat beginnt immer mit Neumond. Bevor ein fester Kalender eingeführt wurde, musste der Neumond von zwei Zeugen bestätigt werden. Erst dann wurden alle jüdischen Gemeinden per Feuerzeichen oder Boten informiert, was je nach Entfernung länger dauern konnte. Um die großen Feste auch am richtigen Tag zu feiern, dauerten sie deswegen in den weiter entfernten Gemeinden länger: Der erste Tag des Festes wurde doppelt gefeiert.

Das jüdische Jahr beginnt am ersten Tag des Monats Tischri (September-Oktober), der 30 Tage hat, mit dem Feiertag ‚Rosch ha-Schana‘ (= Kopf des Jahres). Dann folgen diese Monate:

Heshvan (Oktober – November) 29 bzw. 30 Tage
Kislew (November – Dezember) 30 bzw. 29 Tage
Tewet (Dezember – Januar) 29 Tage
Schwat (Januar – Februar) 30 Tage
Adar (Februar – März) 29 Tage
Nissan (März – April) 30 Tage
Ijjar (April – Mai) 29 Tage
Siwan (Mai – Juni) 30 Tage
Tammus (Juni – Juli) 29 Tage
Aw (Juli – August) 30 Tage
Elul (August – September) 29 Tage

In Schaltjahren wird zwischen Schwat und Adar ein Monat von 30 Tagen eingeschoben, der als Adar I bezeichnet wird. Aus dem eigentlichen Adar wird Adar II oder Adar scheni. Alle Feier- und Gedenktage, die auf den Monat Adar fallen, werden im Adar II begangen.

Wochen und Tage

Die jüdische Woche hat sieben Tage, allerdings haben die Tage keine spezifischen Namen, sondern werden durchnummeriert. Einzige Ausnahme: der Schabbat, der wöchentliche Ruhetag. Gemäß der sieben Tage, in denen Gott die Welt erschuft, beginnt die Woche mit dem Sonntag und endet mit dem Samstag (Schabbat), dem heiligsten Tag der Woche, der dem Ausruhen und spirituellen Erneuerung gewidmet ist.

Die Tage im jüdischen Kalender beginnen nicht um Mitternacht sondern bei Einbruch der Dunkelheit und enden am nächsten Tag zum gleichen Zeitpunkt. Demnach beginnt der Schabbat am Freitagabend und endet am Samstag bei Einbruch der Dunkelheit. Genauso verhält es sich auch bei allen anderen Tagen und Feiertagen.

Wichtige Feste und Feiertage

Der jüdische Kalender ist reich an Festen und Feiertagen, die sowohl historische als auch religiöse Bedeutung haben. Die wichtigsten sind:

Rosh ha-Schana: Das jüdische Neujahrsfest, das zu Beginn des Monats Tischri (September/Oktober) gefeiert wird.

Jom Kippur: Der Versöhnungstag, zehn Tage nach Rosh ha-Schana, gilt als der heiligste Tag des Jahres.

Sukkot: Das Laubhüttenfest wird am 15. Tischri gefeiert und erinnert an den Auszug aus Ägypten.

Chanukka: Das Lichterfest beginnt am 25. Kislew (November/Dezember) und feiert die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem nach dem Sieg der Makkabäer über die Seleukiden.

Purim: Ein fröhliches Fest, das an die Rettung des jüdischen Volkes im alten Persien erinnert. Es wird am 14. Adar (Feburar/März) gefeiert.

Pessach: Am 15. Nissan (März/April) wird Pessach gefeiert. Es erinnert an den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei und den Beginn ihrer Reise ins Gelobte Land.

Schawuot: Das Wochenfest Schawuot erinnert an die Gabe der Thora an das jüdische Volk am Berg Sinai, sieben Wochen nach dem Auszug aus Ägypten, also am 6. Sivan (Mai/Juni).

 

Wann diese Feiertage nach dem gregorianischen Kalender gefeiert werden, können Sie hier nachsehen:
https://de.chabad.org/holidays/default_cdo/jewish/holidays.htm

 

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