AUS SHTETL UND SHTOT
AUS SHTETL UND SHTOT
06 Dec 2022, 20:00
Münchner Kammerspiele, Schauspielhaus
JOEL ENGEL (1868-1927)
Jewish Folk Songs (1909/12)
ILSE WEBER (1903-1944)
Lieder aus Theresienstadt (1942–44)
MIECZYŁAW WEINBERG (1919-1996)
Jüdische Lieder op. 13 (1943)
Kammersymphonie Nr. 4 op. 153 (1992)
Shachar Lavi, Mezzosopran
Daniel Grossmann, Dirigent
Gemeinsam mit der jungen, israelischen Mezzosopranistin Shachar Lavi präsentiert das JCOM eine Zeitreise durch die musikalische Geschichte von Shtetl und Shtot im 20. Jahrhundert: wie vermag Musik, die Erinnerung an längst Vergangenes zu erhalten? Welche musikalischen Spuren des osteuropäischen Shtetl finden sich in (Volks-)Liedkompositionen jüdischer klassischer Komponist*innen? Daniel Grossmann begibt sich auf Spurensuche entlang dreier Künstler*innenbiographien:
Anfang des 20. Jahrhunderts bereiste Joel Engel jüdische Shtetl in Galizien, um jiddische Volksmusik zu dokumentieren – und mit den Melodien auch das Leben in einer längst verlorenen Welt.
Die Schriftstellerin Ilse Weber setzte ihr künstlerisches Schaffen auch im KZ Theresienstadt fort. Vor der Deportation nach Auschwitz, wo sie gemeinsam mit den Kindern, die sie als Krankenschwester begleitete, ermordet wurde, mauerte sie ihre Manuskripte mit Gedichten und Liedern ein, so dass diese die Shoah überstanden.
Der 2. Weltkrieg zwang Mieczysław Weinberg zur Flucht in die Shtot Minsk, wo er Komposition studierte, und schließlich weiter nach Taschkent. Schostakowitsch lud ihn schließlich nach Moskau ein, wo Weinberg 1996 verstarb. Unverkennbar ist in seinem Werk bis ins hohe Alter der Einfluss der jüdischen Folklore des Shtetls, das er aus seiner Jugend kannte.